Der Deutsche Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) hat seine Ablehnung einer Brücke im Welterbe Mittelrheintal bekräftigt. Der Ende April vorgestellte Siegerentwurf eines Architekturwettbewerbs für eine Brücke nahe dem Loreley-Felsen komme einem «Attentat auf das Rheintal» gleich, sagte ICOMOS-Deutschland-Präsident Michael Petzet am Montag in München. Das Projekt greife ganz erheblich in die «historische Verkehrslandschaft» des Mittelrheintals ein, die «seit Jahrhunderten auf rund 60 Kilometern Länge ohne feste Flussquerung» auskomme. ICOMOS berät die UNESCO in Fragen der Denkmalpflege.
Durch eine Brücke würde laut Petzet auch die Existenz der traditionellen Rheinfähren gefährdet, die als «wesentlicher Bestandteil des Welterbes zu betrachten» seien. Zudem würde das «bereits jetzt durch den Verkehr in Mitleidenschaft gezogene Rheintal» durch eine Brücke «zweifellos zusätzlich belastet».
Petzet warf der rheinland-pfälzischen Landesregierung vor, ein von der UNESCO gefordertes Gutachten zur Umweltverträglichkeit des Brückenprojekts zurückzuhalten. Statt der umfänglichen deutschen Fassung des Gutachtens sei der UNESCO bislang nur eine im Wesentlichen auf Verkehrsfragen beschränkte Kurzfassung zuleitet worden. Auf diese Weise wolle die Landesregierung der UNESCO das Projekt offenbar «unterjubeln», sagte Petzet.
Am 23. April war in Koblenz der Entwurf der irischen Planungsgemeinschaft Heneghan Peng Architects, Arup Consulting Engineers sowie Mitchel and Associates als Sieger im Wettbewerb für eine Brücke im Mittelrheintal präsentiert worden. Ziel des Wettbewerbs war es nach Angaben von Verkehrsminister Hendrik Hering (SPD), eine Brückenlösung zu finden, die sich mit dem Weltkulturerbe Mittelrheintal in Einklang bringen lässt. Im Juni will Hering den Entwurf in Sevilla der UNESCO vorstellen.
Quelle: www.news-adhoc.com – na/uk, ddp