Die Konferenz Rheinquerung des Deutschen Werkbunds Rheinland-Pfalz am 1. Oktober 2010 hat versucht den Dialog zur Verbesserung der Rheinquerung in Gang zu setzen, den es ohne diese Veranstaltung nie geben würde. Dabei ist der Dialog ein essentieller Bestandteil der Demokratie.
Ein konstruktiver kontroverser Dialog dient immer der Sache, selbst wenn am Ende ein anderes Ergebnis herauskommt, als man anfangs dachte. Das Ergebnis soll dann sachorientiert und nicht interessen- oder personenorientiert sein.
Als BUND wollen wir diesen demokratischen Beitrag leisten. Wir sind nicht gegen eine Entwicklung im Rheintal oder an anderer Stelle, wie man uns gerne unterstellt, damit man einen Schuldigen hat.
Ganz im Gegenteil, wir wollen eine Entwicklung im Rheintal, die den dort lebenden Menschen hilft, die die einzigartige Schönheit erhält, die neue Menschen in das Tal bringt und die der Auszeichnung “Welterbe“ die Bedeutung gibt, die sie hat. Es ist die höchste Auszeichnung der Unesco. Das Mittelrheintal ist nämlich sowohl Weltkulturerbe als auch Weltnaturerbe.
Betrachtet man den Beschlusstext des Unesco-Welterbekomitees von Brasilia, so kann man erkennen, dass das Welterbekomitee die Glaubwürdigkeit der Auszeichnung “Welterbe“ nicht auf´s Spiel setzen will.
Das Welterbekomitee zitiert nämlich nur die Aussagen des Landes, macht sie sich aber nicht zu eigen. Zudem weist es auf Mängel und Zielkonflikte hin. Am Schluss des Textes sagt das Welterbekomitee sogar, dass die dringende Notwendigkeit besteht, eine Zukunftsvorstellung für dieses Gut zu entwickeln, die vollständig darstellt, wie die Merkmale des Gutes in einer nachhaltigen Art und Weise entwickelt werden könnten.
Dies bedeutet, dass es eine ganzheitliche Betrachtung geben muss, aus der hervorgeht und dem Welterbekomitee nachvollziehbar ist, dass die im Rahmen des Welterbes zu schützenden Güter nicht gefährdet sind. Hierzu möchte das Komitee zumindest einen Zwischenbericht zu seiner Sitzung 2011 haben, erst dann könnte es eine Aussage zum Thema Brücke geben.
Nachdem Beschlusstext ist uns nicht nachvollziehbar, wie das Land daraus schließt “Wir können die Brücke bauen“.
Aus unserer Sicht hält sich das Welterbekomitee alle Optionen offen. Es steht nirgendwo, dass es dem Brückenbau zustimmt oder beim Bau einer Brücke der Welterbetitel erhalten bleibt.
Daher stellt sich die Frage, ob man weiterhin nur die Planung der Brücke vorantreiben sollte, mit der Gefahr den Status Welterbe aberkannt zu bekommen, oder ob man nicht parallel oder vorrangig zweifelsfrei welterbeverträgliche Faktoren verbessert.
Für das Tal und die Bewohner hätte das entscheidende Vorteile:
- es könnte sofort im Tal in viele verschiedene Maßnahmen investiert werden, sofern man das Geld, was die Brücke kosten würde, tatsächlich auch sonst dem Tal und seinen Bewohnern zukommen lassen würde. Bei einem Brückenbau wäre alles Geld für mindestens die nächsten acht Jahre für nur eine Maßnahme blockiert. Eine Entwicklung würde in dieser Zeit nicht stattfinden. In unserer schnelllebigen Zeit ist Zeit aber ein entscheidender Faktor
- die Querungsmöglichkeiten könnten bedarfsgerecht an verschiedenen Stellen verbessert und sich verändernden Bedürfnissen angepasst werden
- eine 24h-Fähre könnte sofort eingerichtet werden
- die Alleinstellungsmerkmale des Tals könnten besser herausgestellt werden
- die touristische Attraktivität des Tals könnte mit einem guten Marketingkonzept und gemeinsamen Tourismusangeboten für mehr Tourismus sorgen
- die Verbesserung der ÖPNV-Anbindung zu den nahe gelegenen Verdichtungsräumen Rhein-Main und Köln-Bonn könnte neue Potentiale sowohl im Tourismus als auch als Wohnstandort bringen
- es würde zu keiner weiteren Verlärmung kommen, was schon derzeit ein großes Problem darstellt. Alleine in der Bauphase würde sich das Problem der Verlärmung schon durch den Baustellenbetrieb deutlich verschärfen.
- es gäbe keinen weiteren Naturverbrauch
- es entständen neue Arbeitsplätze im Tal
Viele Menschen sind heute stressgeplagt. Sie suchen Ruhe, Entschleunigung, kulturellen und kulinarischen Genuss, schöne Landschaft und Bausubstanz. Wir haben all dies zu bieten, sehen es aber nicht, weil wir ständig hier wohnen und es daher nicht richtig vermarkten.
Als Nächstes steht die gesamtheitliche Betrachtung aller relevanten Faktoren im Vordergrund, wie dies die Unesco in Form eines Masterplans fordert.
Dieser müsste eine wertneutrale Betrachtung aller relevanten Faktoren beinhalten. Die bisherigen Gutachten wurden aber alle mit dem Ziel gemacht, eine Brücke bauen zu können. Zudem wurden sie weitestgehend einer öffentlichen Diskussion entzogen. Daher war es bisher schwierig die zugrunde gelegten Daten auf Plausibilität zu prüfen. Wir haben begonnen, uns mit den verfügbaren Gutachten zu beschäftigen.
Dabei sind den Personen, die sich mit den Gutachten auseinandersetzen, bereits deutliche Zweifel an den Annahmen gekommen.
Sollte das Land weiterhin nur die Brückenpläne verfolgen, bleibt uns als Umweltverband nur die weitere kritische Begleitung, die wir dann auch mit den uns gegebenen Möglichkeiten wahrnehmen werden. Dies ist nicht unser Ziel. Uns ist der konstruktive Dialog mit kreativen Lösungen viel lieber.
Wir hoffen, dass der Werkbund das Ziel einen konstruktiven Dialog mit dieser Veranstaltung in Gang zu setzen, erreicht.