REGION. Damit sich die Gegner einer Brücke über den Mittelrhein sammeln und vernetzen, hatten die Bündnisgrünen zu einer Informationsveranstaltung nach St. Goarshausen eingeladen.
Da Neinsagen allein wohl niemanden überzeugt, trug ein ganzer Aktionstag den Titel „Pro Welterbe“. Die Grünen begrüßten rund 25 Bürger im Hotel „Rheingold“. Sie bekamen eine konkrete Alternative zu den Plänen für eine feste Querung präsentiert: 24 Stunden am Tag Fährbetrieb, und das kostenlos.
Bei dieser Perspektive wandele sich die Einstellung der Bevölkerung, argumentierte der Bad Emser Bundestagsabgeordnete Josef Winkler. Den Wunsch nach Mobilität erkannte die Runde also durchaus an. Die Regelung für den Fährverkehr müsse aber auch dauerhaft garantiert werden, ergänzte eine Zuhörerin aus Dörscheid.
„Die Gäste finden die Fähre schön“, bestätigte ein Hotelier, der sich zudem fragte, wie ein Fußgänger denn erst mal von St. Goarshausen nach Wellmich gelangen solle, um die Brücke zu nutzen. Widersprüchliche Zielsetzungen bei dem Projekt monierte ein CDU-Mitglied aus Lahnstein. Damit verbunden war die Diskussion über die künftige Verkehrsentwicklung im Tal und die widersprüchlichen Schätzungen dazu. Ärger artikulierten Teilnehmer zudem wegen der bislang angefallenen Gutachterkosten. Die müssten „im Bereich einer Millionensumme“ liegen, vermutete Winkler auf Nachfrage. Den „Fährbetrieb intensivieren“ war ebenfalls der Hauptwunsch Giulio Maranos, der als Sprecher der Icomos-Gruppe fungiert, die wiederum die Unesco berät.
Eine Brücke über den Mittelrhein müsse wegen der Containerschiffe bis zu 17 Meter über dem Wasser gespannt sein, warnte er. „Schäbige Vorlandbrücken“ sah ein Zuhörer auf die Mittelrheinufer zukommen. Als „mahnendes Beispiel“, so sagte die Moderatorin Eveline Lemke, sei die im Bau befindliche Waldschlösschenbrücke anzusehen, die Dresden womöglich das Welterbe-Prädikat kostet. Um von diesem Fall zu berichten, war der sächsische Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi nach St. Goarshausen gereist.
Weiterhin bot die Partei ihre Experten Dr. Christian Möller (Kultur) sowie Markus Gröninger (Verkehr) für das Bürgergespräch auf. „Wir suchen gerne nach Kompromissen, aber diese Brücke können wir nicht schlucken“, erklärte Marano grundsätzlich.
Vereinzelt gab es auch Stimmen, die eine Brücke befürworteten. Den Aufschwung, den Emmelshausen durch seine Lage an der Autobahn genommen habe, führte ein Kesterter an. Ob eine feste Querung Einwohnerschwund stoppen und die Suche nach Arbeitsplätzen erleichtern könne, bezweifelten hingegen andere. Winkler fürchtete weiterhin um den Tourismus in der dann beeinträchtigten Kulturlandschaft und um die mit ihm verbundenen Arbeitsstellen. Thorsten Stötzer
Quelle: Rhein-Zeitung – Ausgabe Koblenz und Region vom 20.08.2008, Seite 16.