ST. GOARSHAUSEN. Die Fähren im Mittelrheintal sollen 24 Stunden am Tag betrieben werden. Das fordert die im Januar gegründete Bürgerinitiative „Rheinpassagen“ mit ihren Sprecher Josef Heinzelmann aus Oberwesel. Heinzelmann stellte die Initiative jetzt in St. Goarshausen vor. „Bis 1796 war die Fähre zwischen St. Goarshausen und St. Goar ja schon nahezu kostenlos, die Fährmänner erhielten pro Haushalt pro Jahr ein Ei“, sagte der Sprecher mit amüsantem Unterton.
Die Initiative beruft sich in ihrem Ansinnen auf die Forderung der Unesco nach der Vorlage eines Managerplans als Voraussetzung für die Auszeichnung des Oberen Mittelrheintals als Welterbe. Die Landesregierung habe dann diese Forderung erfüllt und in dem von ihr vorgelegten Dokument „ausdrücklich einen 24-Stunden-Fährverkehr, beziehungsweise eine starke zeitliche Ausdehnung des Fährverkehrs“ versprochen, aber bis heute nicht eingelöst.
Initiative ist nicht Gegner
Die Bürgerinitiative verstehe sich keinesfalls als Gegner einer Brücke, betonte Josef Heinzelmann, sei aber davon überzeugt, dass mindestens bis zur Verwirklichung einer festen Rheinquerung in einigen Jahren ein 24-Stunden-Fährbertrieb unbedingt notwendig sei.
Bis dahin habe sich die „Zwischenlösung“ derart manifestiert, dass niemand mehr von der „dringenden Notwendigkeit“ einer Brücke reden würde. Zur Untermauerung der Ziele der Initiative hatte Heinzelmann zwei Referenten eingeladen. Zum einen Thomas Klinger, Diplom-Geograf der Arbeitsgemeinschaft Mobilitätsforschung am Institut für Humangeografie der Uni Frankfurt, und zum anderen Prof. Dr. Heiner Mohnheim von der Uni Trier, Inhaber eines Lehrstuhls für Raumentwicklung und Landesplanung.
Detailliert trug Klinger die bisherigen Argumente pro und kontra Brücke als Ergebnis einer Diskursanalyse aus allen verfügbaren politischen Aussagen und ihren Wandlungen im Laufe der Zeit vor. Ferner beleuchtete er den Zukunftsnutzen einer Brücke unter dem Gesichtspunkt gesellschaftlicher wie wirtschaftlicher Veränderungen: „Was wurde durch eine fehlende Brücke bisher an Entwicklungen verhindert, was könnte sie künftig verbessern?“ Seine Antwort darauf: „Nichts.“
Mohnheim nahm die Argumente eines ehemaligen Studenten auf, und lenkte den Fokus der zahlreichen Zuhörer auf die Verkehrsführung und das Landschaftsbild des Rheintals mit seiner Nord-Südachse. Extrem stark vernachlässigt worden wären in den vergangenen Jahrzehnten die kleinen gewachsenen Querverbindungen in den Ortschaften, der Ausbau der Fähren, „die seit Jahrhunderten zum romantischen Rheinbild gehören und weder touristisch noch verkehrsmäßig einbezogen wurden“.
Referent: Masterplan fehlt
Es fehle ein Masterplan für das Mittelrheintal, der diese Fehler auflisten und Abhilfe schaffen muss. Der Frage „ortsverträgliche Brücke oder Fähre“ stellte Mohnheim die Alternative „Seilbahn“ als „touristisch äußerst attraktive Variante“ zur Seite. Alles aber – Bahn, Schiff, Fähre, Busse und Seilbahn – müsse in einem Verkehrsverbund integriert sein. Einer Brücke, besonders einer Hochbrücke, erteilte Monheim eine klare Absage, „weil sie der Region nichts nützen wird, weder touristisch, noch wirtschaftlich. Lokale Bedürfnisse werden an der Talsohle befriedigt. Da reicht allenfalls eine schmale Querung für Radfahrer und Fußgänger.“ Der Bürgerinitiative gab er „als Hausaufgabe“ mit auf den Weg, sich fest zu organisieren und vereint vorzugehen. Heinzelmann bekundete das Ziel, die Bürgerinitiative in einen eingetragenen Verein überführen zu wollen.(nos)
Rhein-Lahn-Zeitung – Ausgabe Bad Ems, Lahnstein vom 04.04.2009, Seite 25.